Die Medizintechnikbranche steht vor der Herausforderung, ihre Produkte und Dienstleistungen nachhaltig zu gestalten, um die Emissionen in diesem Sektor zu reduzieren. Innovative Ansätze und effizientere Produkte sind notwendig, um diesen Wandel zu ermöglichen. Zwei zentrale Konzepte, sie hierbei eine Rolle spielen, sind das Ökodesign und die Kreislaufwirtschaft.
Was ist Ökodesign?
Bereits heute gibt es einige Produkte innerhalb der Medizintechnikbranche, welche auf Nachhaltigkeit setzen. Hier wird insbesondere auf Kreislaufwirtschaft und Ökodesign gesetzt. Ökodesign entspricht einem Innovationsprozess, der auf Entwicklung und Vermarktung neuer Technologien, Produkte und Dienstleistungen abzielt, um deren Umweltbelastung zu minimieren [1]. Das Ökodesign umfasst sieben Prinzipien, die in unterschiedlichem Maße in einem Produkt umgesetzt werden können. Die Prinzipien sind:
1. Langlebigkeit
2. Materialeffizienz
3. Energieeffizienz
4. Nachwachsende Rohstoffe
5. Reparierbarkeit
6. Kreislauffähigkeit
7. Problemstoffarmut [2]
Diese Prinzipien zielen darauf ab, Produkte zu schaffen, die weniger Materialien benötigen, langlebiger sind und repariert werden können. Indem man Ökodesign von der Entwicklungsphase an berücksichtigt, kann man über 80 % der Umweltbelastungen eines Produkts beeinflussen [3]. Aktuell gilt die Ökodesign-Richtlinie für 29 Produktgruppen, wie zum Beispiel Waschmaschinen, Kühlschränke und Fernseher [4].
Was versteht man unter Kreislaufwirtschaft und Recycling?
Neben den Ökodesign-Prinzipien sollten auch die verschiedenen Möglichkeiten des Recyclings in Betracht genommen werden, welche zum Themenbereich der Kreislaufwirtschaft zählen. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Wirtschaftsmodell, das darauf abzielt, bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich zu nutzen. Dies umfasst das Teilen, Leasen, Wiederverwenden, Reparieren, Aufarbeiten und Recyceln von Materialien und Produkten [3]. Anhand dieser Eigenschaften lässt sich die Verknüpfung zwischen Ökodesign und Kreislaufwirtschaft erkennen. Zudem gibt es die 10-R-Optionen für Recycling, welche untenstehend einzusehen sind, die aufzeigen, wie vielfältig und effektiv stoffliche Verwertung sein kann. Diese Optionen reichen von „Refuse“ (Ablehnen) über „Repair“ (Reparieren) bis hin zu „Recycle“ (Recyceln) [5].
Anwendungsbeispiele aus der Medizintechnik
Ein Beispiel für die Umsetzung von Ökodesign und Kreislaufwirtschaft in der Praxis ist der nachhaltige Trokar der Firma Röchling. Trokare sind sterile Instrumente, die bei minimalinvasiven Eingriffen verwendet werden. Jährlich werden über 13 Millionen laparoskopische Eingriffe durchgeführt, was die Bedeutung dieses Instruments und das damit verbundene Abfallproblem unterstreicht, da Trokare normalerweise Einwegprodukte sind. Röchling hat den Trokar jedoch so umgestaltet, dass er aus weniger Komponenten besteht, modular aufgebaut ist und aus Materialien besteht, die keine gesundheitsschädlichen Chemikalien enthalten. Die Reduktion der Komponenten von 13 auf acht und die Verwendung von nur drei verschiedenen, gekennzeichneten Materialkomponenten hat dazu geführt, dass der Trokar einfacher recycelt werden kann und das Treibhauspotenzial in der Materialherstellung und -verarbeitung um 51 % gesenkt wurde [6].
Was macht Baldus in Bezug auf Ökodesign?
Die Baldus Medizintechnik Gruppe engagiert sich ebenfalls im Bereich Ökodesign und Kreislaufwirtschaft. In Zusammenarbeit mit dem Verbundprojekt KOMATRA arbeitet Baldus mit dem Forschungspartner Umwelt-Campus-Birkenfeld. Innerhalb der Zusammenarbeit wird sich auf die Umsetzung der Prinzipien des Ökodesigns und der Kreislaufwirtschaft konzentriert. Ziel ist es, sowohl bestehende als auch Neuentwicklungen auf ihre Nachhaltigkeitspotenziale hin zu überprüfen und zu verbessern. Dabei sollen Produkte langlebiger, recyclingfähiger und umweltfreundlicher werden.
Fazit
Ökodesign und Kreislaufwirtschaft bieten der Medizintechnik enorme Chancen, nachhaltiger zu werden und ihre Umweltbelastung zu reduzieren. Durch die Anwendung der sieben Prinzipien des Ökodesigns und der 10-R-Optionen des Recyclings können Produkte entwickelt werden, die weniger Ressourcen verbrauchen, länger halten und einfacher zu recyceln sind. Dies ist nicht nur ein Gewinn für die Umwelt, sondern kann auch wirtschaftliche Vorteile bringen, da ressourceneffiziente und langlebige Produkte langfristig kosteneffizienter sind.
Praktische Beispiele wie der nachhaltige Trokar von Röchling zeigen, dass die Umsetzung dieser Konzepte bereits heute möglich ist und signifikante Umweltvorteile bringt. Die Reduktion der Treibhausgasemissionen um 51 % in der Materialherstellung und -verarbeitung verdeutlicht, welches Potenzial im Ökodesign steckt.
Langfristig gesehen kann die Medizintechnikbranche durch die konsequente Umsetzung von Ökodesign und Kreislaufwirtschaft einen bedeutenden Beitrag zum globalen Umweltschutz leisten. Dies erfordert jedoch ein Umdenken und die Bereitschaft, in neue Technologien und Prozesse zu investieren.
Insgesamt zeigt sich, dass Ökodesign und Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile bieten können. Die Medizintechnikbranche hat das Potenzial, eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Produktentwicklung einzunehmen und damit nicht nur die Umwelt, sondern auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Es liegt an den Unternehmen, diesen Weg konsequent zu verfolgen und die Chancen, die sich aus nachhaltigen Innovationen ergeben, zu nutzen. So kann die Branche einen wichtigen Beitrag zur Lösung globaler Umweltprobleme leisten und gleichzeitig ihre Zukunftsfähigkeit sichern.
[1] eur-lex.europa.eu
[2] bundespreis-ecodesign.de
[3] bio-pro.de
[4] netzwerke.bam.de
[5] europarl.europa.eu
[6] roechling.com